Aufmerksamkeitsdefizit- /Hyperaktivitätsstörung – AD(H)S:
Diagnostik & Therapie
Die ADHS umfasst folgende drei Kernsymptome:
Impulsivität
- Beschäftigung wird rasch gewechselt.
- Nichts wird zu Ende gemacht.
- Es kann nicht abgewartet werden.
- Planvolles, zielgerichtetes Handeln ist schwierig; unüberlegtes Handeln, ohne sich Gedanken über die Konsequenzen zumachen.
- Regeln einzuhalten fällt sehr schwer; der eigene Wille steht im Vordergrund und muss durchgesetzt werden.
- Das Einteilen von Zeit bietet ein sehr großes Problem.
- Gefühle, egal ob positiv oder negativ, werden direkt ausgelebt.
- Emotionale Labilität als Schwierigkeit, eine gleichmäßige Gestimmtheit mobilisieren zu können. Stimmungsschwankungen: Stimmungen wechseln schnell von tieftraurig zu überschäumender Freude. Kinder beziehen schnell alles auf sich.
Unaufmerksamkeit
- Störung der Daueraufmerksamkeit in Abhängigkeit von der Motivationslage (bei Neuem, Spannendem können die Kinder sich gut konzentrieren).
- Wenn es nicht spannend ist, ist die innere Wachheit schlecht, es kommt zu Selbststimulation. Dysregulation als Selbststeuerungsprozesse.
- Ständig ablenkbar auch durch innere Reize.
- Kinder haben typische Probleme beim Lesen und beim Schreiben.
- Wenn Kinder mit einer Aufgabe fertig sind, hören sie gleich auf. Keine Kontrolle z.B. von Texten.
- Die Arbeitsspeicherkapazität ist zu klein (Kinder wollen, aber vergessen zu schnell wieder). - Schreiben: Feindosieren grober Kraft ist schwierig, Kinder können Zeilen nicht halten.
- Kinder brauchen die 28-fache Zeit, um Regeln zu lernen.
- Die Heftführung ist beeindruckend: z.T. eine Seite plötzlich frei, dann wieder angefangen; dazwischen wird gemalt
- Direkt nach der Situation können die Kinder nicht berichten über diese.
- Sie können sich selber schlecht einschätzen bzgl. Leistung.
- Heftiges Reagieren auf Überfallen-werden, wenn Kinder gerade auf etwas anderes eingestellt sind; sie können nicht schnell umstellen.
- Große Schwierigkeiten mit Übergängen (Pause-> Unterricht; Arbeit-> Freizeit), am schlimmsten bei fließenden Übergängen.
- Probleme mit dem Erkennen von Hinweisreizen; sie erkennen nur starke Hinweisreize, Bsp.: Bordstein- stolpern.
- Die Kinder haben bei allem Probleme, was langweilig ist (aufräumen, sich anziehen, etc.); stereotype Verhaltensweisen werden deshalb vermieden.
Hyperaktivität
- Schwierigkeit, die inneren Bewegungsimpulse beherrschen zu können (im Jugendalter eher verschwindend oder als innere Getriebenheit auftretend).
- Kinder sind laut (trampeln, Sprache)
- mangelhaftes Dosieren-Können grober Kraft
- schnelles, undeutliches Sprechen
- unsystematische Aufgabenlösung; geringe Frustrationstoleranz, überschießende Aktivität (Kinder sind ablenkbar, erregbar, ohne Gas und Bremse, können nicht aufhören, nicht verlieren, sprechen ständig, erkennen Gefahren nicht, stellen sich ständig in den Vordergrund).
- fehlende Koordination, Unruhe
Natürlich sind dies Verhaltensweisen, die alle Eltern bei ihren Kindern irgendwann einmal beobachten können. In Bezug auf ADHS ist jedoch entscheidend, wie ausgeprägt das Problem ist und wie häufig es auftritt. Außerdem ist wichtig, ob das Problem sowohl in der Familie als auch im Umfeld auftritt.
Es muss zunächst festgestellt werden, ob ein Kind tatsächlich unter AD(H)S leidet oder ob das gezeigte Verhalten für seine Altersstufe typisch ist. Manchmal gibt es auch andere Ursachen für ein bestimmtes Verhalten. Steht eine AD(H)S im Raum, sollte in Absprache und Koordination mit verschiedenen Fachärzten untersucht werden, um erst nach Sicherstellung der Diagnose die entsprechenden Maßnahmen einzuleiten.
Diagnostik der ADHS
Eine ausführliche psychologische ADHS- Diagnostik dauert ca. 6-8 Stunden.
Diese beinhaltet folgende Untersuchungen:
1.) Anamnese: ausführliche Eltern-, Lehrer-, Erzieheranamnese
Anamnesefragebogen
2.) Vorbefunde
3.) Intelligenztest
4.) Aufmerksamkeits- und Konzentrationstests
5.) Entwicklungstests bei Bedarf
6.) Überprüfung schulischer Fertigkeiten (Rechtschreib- und Rechentests)
7.) Befindlichkeitstests: Angst, Depression
8.) Graphomotorische Tests
9.) Ggf. Projektive Verfahren
10.) Freiarbeit
Gruppenpsychotherapie AD(H)S
Ein- bis zweimal im Jahr biete ich eine Gruppenpsychotherapie für Kinder mit AD(H)S an. Dauerhaft soll auch ein Gruppentherapieprogramm für essgestörte Mädchen ins Programm aufgenommen werden.